Die Geistermette in Frauenroth

Auch in Frauenrode, wie die uralte Gemeinde einmal hieß, schweben heute noch unruhige Geister um das alte Klostergemäuer. Das Volk sagt: „Es spukt“ oder „es geht um“. So ist es auch, der Sage nach, bei der alten Klosterstätte. Auf dem Friedhof und in der Nähe der historischen Kirche lodern in manchen Nächten bläuliche Flämmchen und weisen auf einen Platz hin, wo ein Klosterschatz vergraben ist.

In der Nähe liegt ein Hügel, auf dem einst eine Burg, später ein Teil des Klostergebäudes stand. Von hier aus führte ein überdachter Gang zur Kirche, durch den die Nonnen schritten, wenn sie sich zum Chor versammelten. Die Kirche erstrahlte dann in festlichem Glanz, denn die Geister hielten Mette. Am Altar knieten die Gestalten des Stifterpaares, Otto und Beatrix. Auf Ottos Haupt rauschten die

welken Blätter eines Lorbeerkranzes und vom Haupte seiner Gattin flatterte wie im Sturm der schöne Schleier, dem die Kirche ihre Existenz verdankt. Hinter dem Grafenpaar aber kauerten all die vielen Toten, die jemals in diesem Gotteshaus begraben wurden.

Nach der Geistermette schwebten alle Nonnen wieder zu ihrem Berg und lösten sich in Nebel auf. Auch alle anderen Geister kehrten an den Ort ihrer Ruhe wieder zurück.

Quellennachweis und Anmerkungen

Lisiecki, Josef; Hrsg. Landkreis Bad Kissingen; 1982.

  • Vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus durch Entschließung Nr. A/11-12/3484/83 vom 29.03.1983 zum Gebrauch an Volksschulen lernmittelfrei zugelassen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.