Der Untergang der Burg Steineck

Einen Kilometer südlich von Roth oder 3 km nordöstlich von Bad Bocklet liegen im Laubwald auf einer Bergkuppe die letzten Trümmer der Burg Steineck. Hier hausten nach der Sage entartete Ritter, die „ein heilloses Leben führten, zechten und fluchten und an keinen Gott und an keine Erlösung glaubten“. Sie raubten und rafften, erpreßten und verpraßten und setzten die ganze Gegend in Furcht und Schrecken. Der einzige gute Geist des Raubritternestes war eine alte gottesfürchtige Magd, die wegen ihrer ordentlichen Gesinnung von den verkommenen Rittern nur Hohn und Spott erntete. Deswegen verließ sie, sooft sie konnte, den „Tummelplatz roher Lustbarkeiten und Laster“, um unten, im nahen Dörfchen Roth bei einfachen und gesitteten Bauersleuten ihren seelischen Ausgleich zu finden und ein bißchen Wolle zu spinnen.

Wiedereinmal war es Christabend geworden und auf der Burg begann das gotteslästerliche Leben. Da eilte die Magd ins Tal, um mit ihren Bekannten den Heiligen Abend zu feiern. Erst nach Mitternacht bestieg sie wieder den Burgberg. Bald war sie ganz eigenartig berührt, daß ihr nicht wüstes Geschrei und Becherklirren entgegenhallten. Noch mehr war sie erstaunt, daß kein Fenster erleuchtet war. Als nun die Frau ganz nahe am Burgplatz angekommen war, mischten sich Erstaunen , Schreck und Grauen in ihrem Innern, denn anstelle der großen Burg lag vor ihr ein wüster Trümmerhaufen aus zerbrochenen Mauern und Türmen. Die Burg war mitsamt den gottlosen Rittern, deren verbrecherischer Lebenswandel in der Heiligen Nacht seinen Höhepunkt erreicht hatte, mit allen zusammengeraubten Schätzen wie ein Kartenhaus zusammengestürzt.

Quellennachweis und Anmerkungen

Lisiecki, Josef; Hrsg. Landkreis Bad Kissingen; 1982.

  • Vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus durch Entschließung Nr. A/11-12/3484/83 vom 29.03.1983 zum Gebrauch an Volksschulen lernmittelfrei zugelassen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.